Vegane Mythen aufgedeckt
Der “vegane Hype” ist momentan nicht nur sprichwörtlich in aller Munde – und gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Vegane Restaurants, vegane Shops, ja sogar ganze Abteilungen in Supermärkten schaffen Platz für die “vegane Welle”. Mit wachsender Popularität häufen sich allerdings auch die Vorwürfe und Vorurteile gegenüber einem Lebensstil frei von tierischen Produkten.
Noch immer kursieren zahlreiche Mythen und Unwahrheiten rund um die vegane Ernährung im Netzt herum. Es häufen sich die Diskussionen zwischen Schulmedizinern, Tierrechtlern und Ernährungsexperten. Man stößt auf viele verschiedene Ressourcen und verliert dabei schnell den Überblick. Darüber hinaus teilen vegane Influencer ihre (positiven) Erfahrungen, kreativen Rezepte und vieles mehr auf ihren Blogs, YouTube, Instagram und Co.
Ich möchte an dieser Stelle erneut darauf hinweisen, dass, wie ich bereits in einem früheren Beitrag erwähnt habe, eine vegane Ernährung nicht zwangsläufig gleich zu setzten ist mit einer gesunden Ernährung. Das heißt, ob sich ein Mensch gesund oder ungesund ernährt, hängt eher mit seinem Lebensstil als der persönlichen Ernährungsweise zusammen (Stichwort: “Puddingveganer”). Somit ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowohl unter Fleischessern als auch bei Vegetariern und Veganern durchaus möglich. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Werfen wir heute erst einmal einen Blick auf die häufigsten Vorurteile und Irrtümer gegenüber einer rein pflanzlichen Ernährung.
10 Mythen über die vegane Ernährung
Viele Menschen sind leider immer noch fest davon überzeugt, dass eine rein pflanzliche Kost und somit der gänzliche Verzicht auf tierische Produkte, sowohl unnatürlich als auch ungesund ist. Heute möchte ich euch daher meine persönliche Meinung zu den häufigsten Irrtümer präsentieren. Stellt mir gerne auch eure Fragen zu dem Thema, sodass ich etwas mehr Licht auf die “dreckigen” Vorwürfe über eine sowohl gesundheitlich als auch ethisch, ökologisch und ökologisch vorteilhafte Ernährung bringen kann.
Mythos 1: Fleisch essen ist die Normalität.
Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass auch ich – genauso wie du wahrscheinlich auch – nicht als veganes Baby auf die Welt gekommen bin. Tatsächlich habe ich mich den Großteil (fast 18 Jahre) meines Lebens nach der standardisierten westlichen Mischkost ernährt. Allerdings gab es bei uns Zuhause nur selten Fleisch und eher mal ein Bio Lachsfilet, welches reich an Omega-3 Fettsäuren ist und bei dem der Genuss und nicht die reine Sättigung im Vordergrund stand. Da bereits meine Mutter schon immer sehr gesundheitsbewusst war, bin auch ich sehr früh auf den Geschmack der zahlreichen pflanzlichen Köstlichkeiten gekommen. So kamen viel frisches Obst und Gemüse, selbst gebackenes Brot, Pasta von den “Pasta-Damen auf dem Markt” sowie Bio-Eier und Milchprodukte vom bekannten Bauernhof auf den Tisch. Dennoch war es bei Gelegenheit auch bei uns “normal” hier und da ein Stück Fleisch zu essen und wurde unter anderem von der Jagdaffinität meines Vaters geprägt.
Wir Menschen neigen dazu unsere Gewohnheiten als „natürlich“ zu empfinden. Das bedeutet, dass das was wir schon immer gemacht haben, normal und natürlich ist. Allerdings vergessen wir dabei, dass der Mensch sich seit seiner Existenz durch Anpassung und Änderung weiterentwickelt hat. So konsumieren wir heutzutage viel mehr Fleisch als je zuvor.
Karnismus und seine Bedeutung
Für die Gewohnheit vieler Menschen Fleisch zu essen hat die Sozialpsychologin Melanie Joy den Begriff Karnismus geprägt. Karnismus ist eine Ideologie bzw. ein Glaubenssystem, welches uns von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, in der das Wurstbrot zum Frühstück, die Curry-wurst zum Mittag sowie der Braten am Abend auf dem Speiseplan stehen und somit für uns als vollkommen “normal” wahrgenommen werden. Die Aufrechterhaltung des Karnismus, so argumentiert Melanie Joy, besteht aus den drei N’s der Rechtfertigung: normal, natürlich und notwendig. Aber nur, weil etwas von dem Großteil der Mitmenschen praktiziert wird, heißt das noch lange nicht, dass es ‘normal’ ist.
Normatilät ist orts- und zeitabhängig
Zum Beispiel gehört es zur “Normalität” in anderen Kulturen unserer Erde Hunde und Katzen zu essen, was in unserer westlichen Kultur keineswegs zur Norm gehört. Genauer gesagt heißt das, dass es so etwas wie einen “übergeordneten natürlichen Zustand” im Grunde gar nicht gibt. Das heißt auch, dass Natürlichkeit sowohl orts- als auch zeitabhängig ist und demzufolge in einem ständigen Wandel steht.
Leider hinterfragen die wenigsten Menschen in ihrem Alltag noch, auf welchem Weg ihre Salami-Scheibe auf das Butterbrot, oder wie die Milch in die Tüte kommt. Das dem jedoch immer ein Akt von Töten oder zumindest Gewalt anderer Lebewesen vorausging, bedenken die wenigsten. Nur selten wissen Menschen, dass viele Millionen Tiere dank dieser starren Ideologie jährlich getötet und in vielen Fällen zuvor gequält werden. Es scheint so, als sollte das Normative die Normalität sein – und um jeden Preis auch so bleiben. Ganz nach dem Motto: “Das was so alltäglich passiert und von so vielen geteilt, gekauft und verzehrt wird, kann einfach nicht falsch sein.”
Allerdings ist der Fleischkonsum längst nicht mehr zum gesunden Lebenserhalt notwendig und meiner Meinung auch alles andere als “normal”. Alle wichtigen Nährstoffe lassen sich nämlich auch rein pflanzlich abdecken. (Hier erfährst du mehr!)
Wer von euch weitere interessante Fakten wissen möchte, dem würde ich zum Vertiefen das Buch „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“ von Dr. Melanie Joy empfehlen.
Mythos 2: Veganer haben alle Mangelerscheinungen.
Wie soll der Mensch ohne Fleisch an Eisen und Proteine kommen? Wie kannst du deinen Calciumbedarf ohne Milch decken? Ganz zu schweigen von Vitamin B12, welches nur in tierischen Produkten enthalten ist? Fragen wie diese erhalte ich ständig.
Zu Beginn sei gesagt, dass viele gesundheitlich förderliche Inhaltsstoffe, wie sekundäre Pflanzenstoffe, komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe und einige Vitamine fast ausschließlich in Pflanzen vorkommen. Darüber hinaus finden sich gesundheitlich problematische Inhaltsstoffe, wie Cholesterin, gesättigte Fettsäuren oder Purine nur in sehr geringeren Mengen bis gar nicht in vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln.
Ganz im Gegenteil ist jemand, der sich vollwertig vegan ernährt meistens sogar besser versorgt, als so mancher Mischköstler. Auf welche wichtigen Nährstoffe du dennoch (unabhängig von deiner Ernährung) Acht geben solltest erfährst du hier.
Meine Empfehlung
Nichtsdestotrotz sollte jeder regelmäßig seine Blutwerte überprüfen lassen – unabhängig von seiner Ernährung – da ein Nährstoffmangel mit irreversiblen Schäden einhergehen kann. Ich habe meine Werte das letzte Mal vor 2 Wochen kontrollieren lassen und es wurde, wie immer, kein einziger Mangel festgestellt. Ganz im Gegenteil waren viele meiner Werte (wie Eisen, Vitamin D und sogar Vitamin B12) sogar um einiges besser als in den Jahren zuvor. Woran das liegen kann erfährst du ebenfalls hier. Wer seine Werte also regelmäßig vom Arzt überprüfen lässt, ist auf der sicheren Seite.
Übrigens: Die internationale Fachgesellschaft Academy of Nutrition and Dietetics (USA)
kommt zu dem Schluss, dass „eine gut geplante vegane Ernährung, die Nährstoffpräparate
und angereicherte Lebensmittel einschließt, allen Ernährungsempfehlungen
gerecht werden kann und für alle Altersgruppen, einschließlich Schwangerschaft und
Stillzeit, angemessen ist.“ (Academy of Nutrition and Dietetics, 2009).
Mythos 3: Milch macht die Knochen stark.
Rund um das Thema Milch kursieren im Web unzählige Meinungen, Mythen und (Halb-)Wahrheiten herum. Wir sind wohl alle schon einmal mit dem Sprichwort “Milch macht müde Männer munter” oder “Die Milch macht’s!” konfrontiert worden. In der Werbung werden seit jeher Milch und Milchprodukte als wertvolle Eiweiß-, Vitamin- und Mineralstofflieferanten hoch gepriesen. Im Besonderen der scheinbar hohe Calcium und Proteingehalt der Milch wird hier besonders betont. Uns als Verbrauchern wird auf diese Weise suggeriert, dass der regelmäßige Verzehr von Milch (-Produkten), für den Erhalt der Gesundheit und somit unser Überleben essentiell ist.
Aber sollen wir nun tatsächlich alle jeden Tag Milch, Joghurt, Käse, Quark etc. konsumieren, wie es uns empfohlen wird? Was spricht gegen den täglichen Milchkonsum, aus dem die Wirtschaft schon seit Jahren ein milliardenschweres Geschäft macht?
Was die Forschung zeigt
Aktuelle Studien legen den Verdacht nahe, dass ein erhöhter Konsum sogar das Risiko von Osteoporose (Knochenschwund) und Knochenbrüchen steigert. Des weiteren wurde gezeigt, dass Osteoperose am häufigsten in den Ländern vorkommt, in denen überaus viel Milch und Molkereiprodukte verzehrt werden. Zudem ist aus einer wachsenden Anzahl an Stoffwechselstudien bekannt, dass eine Erhöhung der (tierischen) Proteinzufuhr die Kalciumausscheidung über den Urin sogar verstärkt. Pro Gramm Protein gehen dabei durchschnittlich 1,6 mg Kalcium über den Urin verloren – welches bei pflanzlichen Kalciumquellen übrigens nicht der Fall ist.
Sicher ist, dass Kalzium aus der Milch (und anderen Kalziumquellen) allein den Knochen gar nichts bringen. Es benötigt immer den „Einbauhelfer“ Vitamin D, ohne den Kalzium erst gar nicht in die Knochensubstanz eingelagert werden kann. Die ursprüngliche Quelle von Kalzium ist allerdings nicht die Kuh sondern der Erdboden, wie das auch bei den anderen Mineralstoffen der Fall ist. Pflanzen nehmen dieses auf und stellen folglich unsere primäre Bezugsquelle dar. Die Kalziumversorgung über eine rein pflanzliche Kost lässt sich einfach umsetzen: Durch den reichlichen Verzehr an Obst und Gemüse. Darüber hinaus sind vor allem Mohn und Sesam sehr gute Kalziumlieferanten.
Fun Fact zum Sprichwort “Milch macht müde Männer munter“: Milch enthält unter anderem den Wirkstoff Tryptophan, der auf den Körper eine schlaffördernde Wirkung hat. Milch macht müde Männer demnach also alles andere als munter!
Mythos 4: Hühner legen Eier und Kühe müssen sowieso gemolken werden.
“Wenn ich Eier esse, schade ich dem Huhn doch nicht und wenn der Euter gefüllt ist, so muss die Kuh doch auch gemolken werden!”
Diese allbekannten Irrtümer wurden schon seit längerem überholt. Ihr findet dazu zahlreiche Videos und Beiträge im Netzt. Daher spare ich euch an dieser Stelle eine ausführliche Erläuterung oder gar eine bildliche Schilderung. Fakt ist allerdings, dass
1. Hennen legen Eier nur aus einem Grund: Fortpflanzung. In freier Wildbahn legen Hennen daher normalerweise nur befruchtete Eier. Die Hennen, die heute als „Ei-Produzentinnen“ gehalten werden, legen unbefruchtete Eier nur, weil sie entsprechend gezüchtet werden. Von Natur aus legt eine Henne übrigens nur etwa 18 Eier -und nicht über 300 Eier im Jahr.
Darüber hinaus sterben alleine in Deutschland ca. 50 Millionen Küken – nur weil sie männlich und somit nicht für die Eiproduktion nützlich sind! Die sogenannten “Eintagsküken” werden direkt nach dem Schlüpfen vergast, erstickt oder geschreddert, denn männliche Küken sind für die Eierindustrie wertlos und ihre Aufzucht für die Fleischproduktion wäre nicht profitabel genug. Das gilt übrigens auch für Bio-Eier. Dieser Vorgang nennt sich „Sexen“.
Aber Kühe sind doch zum Milchgeben da!
2. Eine Kuh gibt nur dann Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat! Das heißt also, dass die Milchproduktion von Kühen vergleichbar mit der einer menschlichen Frau ist. Niemand würde davon ausgehen, dass eine Frau ihr gesamtes Leben lang Muttermilch in der Brust bereit hält und jederzeit “stillfähig” ist. Genau wie die Kuh, produziert die Frau nur dann Muttermilch, wenn sie einem Kind das Leben geschenkt hat. Sobald das Kind jedoch abgestillt ist, versiegt der Milchfluss wieder. Dieses wäre bei einer Kuh eigentlich genauso, wenn da nicht der Mensch wäre, der für sich beschlossen hat, sein Leben lang die Muttermilch einer anderen Spezies zu sich zu nehmen. Damit ist der Mensch übrigens die einzige Spezies, die dieses Verhalten an den Tag legt!
Genauere Informationen über den Umgang mit Kuh und Kalb nach der Geburt erspare ich euch an dieser Stelle, da mir bereits ganz schlecht bei dem Gedanken wird.
Mythos 5: Aber Bio-Fleisch zu essen ist doch gut.
Auf das zunehmend kritischere Kaufverhalten der Verbraucher, reagiert die Industrie bereits seit längerem mit Bio-Fleisch. Der Konsument von heute argumentiert seinerseits: „Ich esse eigentlich kaum noch Fleisch. Und wenn, dann kaufe ich nur das Fleisch vom Metzger meines Vertrauens – oder Bio-Fleisch.“ Wer das sagt, meint es eigentlich gut. Dabei gilt natürlich auch bei Bio: für jedes Stück Fleisch stirbt ein Tier.
Es ist zwar ein gutes Zeichen, dass Menschen bereit sind für weniger Tierleid mehr Geld auszugeben. Aber wusstest ihr, dass nur klägliche 0,4% der deutschen Fleischware, die uns heutzutage geboten wird tatsächlich bio ist?
Falls es sich dann tatsächlich um ein Bio-zertifiziertes Produkt handelt so heißt dies vornehmlich, dass die Zuchttiere möglichst wenig gentechnisch verändertes Futter bekommen und zusätzliche Antibiotika nur minimal verabreicht werden, damit nicht zu viel davon in ihrem Fleisch landet. Wie es den Tieren jedoch in der Haltung geht, ist zweitrangig. So haben z.B. Schweine, aus denen Bio-Schnitzel werden, auf ihrem Bio-Hof nur rund einen Quadratmeter Stallfläche und somit kaum genug Platz, sich zu bewegen oder ansatzweise arttypisch zu leben.
Das Schicksal aller Tiere bleibt das gleiche
Auch bei den späteren Transporten der Tiere unterscheiden sich Bio- und konventionelle Haltung kaum. Die Ökoverordnung besagt nur, dass die Dauer von Tiertransporten möglichst gering gehalten werden sollte. Alleine diese offene Formulierung hinterlässt viel Interpretationsfreiraum. Eines bleibt jedoch keinem Tier erspart – bio hin oder her: Am Ende steht in jedem Fall der Tod. Tiere aus Bio-Haltung werden in dieselben Schlachthäuser gebracht wie alle anderen, um dann später auf dem Teller des “Bio-Konsumenten” zu landen.
Dass das Töten von Tieren für dessen Verzehr zwangsläufig vonstatten geht – bio hin oder her – wissen zwar die meisten, doch schauen sie ganz einfach weg. Nur wenige sehen die Verbindung zwischen dem Lämmchen auf der Weide und den Rippchen im Supermarkt. “Darüber darf man gar nicht nachdenken“, weicht so mancher Mischköstler aus, wenn man ihn fragt, wie angesichts dieser Tatsachen der Gänsebraten, die Schweinewurst und das Kalbsschnitzel überhaupt noch schmecken können.
Mythos 6: Sojaprodukte zerstören den Regenwald.
Fakt ist: Der Anbau von Sojabohnen verschlingt minütlich riesige Flächen an Regenwald. Schaden Veganer also letztlich dem Klima und der Umwelt, wenn sie statt Fleisch viel Soja essen?
Der steigende Anbau von Sojaprodukten und somit die Abholzung des Regenwaldes als dessen Folge erfolgt nicht, wie viele meinen, um hungrige Veganer glücklich zu machen. Denn mehr als 98% der Sojaernte wird alleine für die Massentierhaltung benötigt. Und das, obwohl aktuell 800 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden.
Lasst uns an dieser Stelle einen einfachen Vergleich aufstellen. Aus 1 Kg Sojabohnen lassen sich rund 2 Kg Tofu herstellen. Setzt man die gleiche Menge Soja allerdings als Kraftfutter in der Schweinemast ein, so sind die produzierten Mengen mickrig: gerade einmal 300 g Schweinefleisch sind möglich. Dies liegt darin begründet, dass das Schwein zum Überleben selbst Energie verbraucht.
Darüber hinaus ist Gen-Soja für den menschlichen Verzehr in der EU gesetzlich verboten. Anders sieht es jedoch beim Tierfutter aus. Tiere bekommen fast ausschließlich das genmanipulierte Soja gefüttert, welcher zum Großteil aus Südamerika und Asien kommt. Und das – Überraschung! – nehmen wir durch den Verzehr von tierischen Produkten somit auch auf. Der Vorwurf, dass Veganer mit ihren Tofuwienern und Tempehburgern den Regenwald schädigen, ist somit schlichtweg falsch. Wer also in der Nahrungskette einen Schritt zurück geht und quasi gleich das “Tierfutter” isst, spart sowohl Ressourcen und schont zudem noch die Umwelt.
Mythos 7: Eine vegane Ernährung ist zu teuer.
Recht hat der, der mit dieser Behauptung all die angepriesenen “Superfoods” meint, die unsere Supermärkte schmücken. Wer sich jedoch auf den Kauf der Grundnahrungsmittel wie Reis, Kartoffeln, Getreide sowie Hülsenfrüchte und andere beschränkt, schont nicht nur seinen Geldbeutel, sondern spart auch wesentlich mehr als jene, welche sich überwiegend von (qualitativ-hochwertigen) Fleischprodukten ernähren.
Darüber hinaus sind pflanzliche Grundnahrungsmittel auch um einiges praktischer. So können sie z.B. in großen Mengen gekauft und für längere Zeit gelagert werden. Mein tägliches Frühstück bestehend übrigens aus mineralstoffhaltigen Haferflocken und saisonalen (daher auch günstigem) Obst sowie ein paar Nüssen und Kernen ist darüber hinaus noch um einiges kostengünstiger, als ein belegtes Salamibrötchen vom Bäcker nebenan. Es muss nicht immer gleich die exotische Acaibowl aus dem “Superfood-Café” sein (auch wenn ich die mir ab und an auch mal gönne). 🙂
Mythos 8: Veganer leiden unter Proteinmangel.
Dieser Vorwurf wird bestimmt jedem Veganer bekannt vorkommen bzw. stellst du dir diese Frage selber noch. Auch ich bekomme hin und wider die Frage gestellt woher ich denn mein Protein bekomme. Meine Antwort darauf: Genau daher woher es die Tiere auch bekommen, nämlich aus den Pflanzen. Nur wenige wissen, dass es nicht primär auf die Menge, sonder viel mehr auf die Qualität der Proteine (genauer gesagt ihre Aminosäurezusammensetzung) ankommt.
Tatsächlich empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nur 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht täglich – inklusive eines großzügigen Sicherheitsaufschlags. Das wären z.B. bei einem Körpergewicht von 70 kg 56 g Protein am Tag. Studien zeigen, dass die durchschnittliche Eiweißzufuhr (gemessen an der Energieaufnahme) unter Veganern bei durchschnittlich ca. 12 % liegt. Demnach sind Veganer sogar mehr als bedarfsdeckend versorgt!
Auf die richtige Kombination kommt es an
Um alle essentiellen Aminosäuren zu erhalten empfiehlt sich die Kombination von Getreideprodukten und Hülsenfrüchten. Wenn man sich einmal die traditionelle Küche verschiedener Kulturen anschaut, so wird dies bereits seit Urzeiten umgesetzt. Man denke nur an indischen Reis mit Bohnen(Curry), englische Canned-beans mit Toast, mexikanische Chilli-Bohnen-Eintöpfe mit Reis, oder einheimische Kartoffeln mit grünen Bohnen sowie dem Klassiker auf dem amerikanischen Küchentisch: Peanutbutter on Toast! Darüber hinaus enthalten einige pflanzliche Lebensmittel, wie z.B. Spirulina sogar weit mehr Proteine als vergleichbare tierische Produkte. Zu guter Letzt sei gesagt, dass nur die wenigsten wissen, dass zu viel Protein auf die Dauer sogar total schädlich sein kann. Aber das ist eine andere (biochemisch-verzwickte) Geschichte.
Mythos 9: Eine vegane Ernährung ist fade und langweilig.
Ich glaube dazu muss ich nicht mehr viel sagen. Wer sich schon einmal auf Pinterest, Instagram, YouTube und Co umgesehen hat, wird quasi bei dem Begriff “vegan recipe”, “vegan foodporn” und ähnlichem mit einer regelrechten Flut an Rezepten überhäuft. So hat heutzutage fast jedes tierische Produkt ein Äquivalent in der veganen Küche.
Wer allerdings bei veganem Essen hauptsächlich an weichgekochte Gemüsebeilagen und rohe Blattsalate ohne Dressing denkt, dem gebe ich natürlich recht damit, dass es doch recht fad sein dürfte. Wie aber zahlreiche Profi- und Hobbyköche zeigen, kann eine pflanzliche Ernährung aber noch viel mehr! Schau doch gerne mal auf meinem Instagram-Profil nach, was sich auf dem Tisch von about.the.good.life so alles ausbreitet 🙂
Mythos 10: Veganismus ist eine Form der Essstörung.
Zu guter Letzt ist auch dieser Mythos FALSCH!
Nur weil ich mich anfänglich aus krankeitsbedingten Gründen hinaus für eine vegane Ernährung sowie einen Lebensstil entschieden habe, heißt das noch lange nicht, dass alle Veganer so gesundheitsbewusst und ausgewogen Leben wie ich es tue – und schon gar nicht, dass alle vegan lebenden Menschen eine Essstörung haben/hatten.
Viel mehr steckt bei vielen Veganern ein Wandel im Bewusstsein für Gesundheit und Umwelt sowie den eigenen moralischen Werten dahinter. Die häufig in Verbindung mit der veganen Ernährung gebrachte Besessenheit von gesundem Essen, die sogenannte Orthorexia nervosa (auch Orthorexie genannt) ist demgegenüber eine ernst zu nehmende psychische Störung, die sich aus einem krankhaften Zwang entwickelt. Ein medizinisches Fachpersonal sollte daher in jedem Fall – egal ob vegan oder nicht – herangezogen werden. Die Orthorexie – wie auch andere Essstörungen – ist jedoch definitiv nicht bei jedem Menschen aufzuweisen,
der auf seine Ernährung achtet.
Was die Forschung zeigt
So konnte z.B. eine neue Studie zeigen, dass vegan und vegetarisch lebende Menschen keine höhere Rate an essgestörtem Verhalten zeigten als Omnivore. Daraus schlussfolgern die Autoren, dass eine vegetarische bzw. vegane Ernährung nicht mit einer zwanghaften Obsession für gesundem Essen zusammenhänge. Die Annahme, die vegane Ernährung sei ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung ist also unbegründet. da wir in den sozialen Netzwerken allerdings häufig mit den super gesunden und farbenfrohen Gerichten konfrontiert werden, bleibt auch dieser Mythos hartnäckig am Leben.
Mein Fazit
Eines steht fest: Der Veganismus boomt. So kommen pro Tag alleine in Deutschland ca. 2000 Vegetarier und 200 Veganer hinzu (Tendenz steigend). Bestimmt ist euch auch schon einmal aufgefallen, dass immer mehr Restaurants und Cafés vegane Speisen anbieten und viele große Supermarktketten sogar eine eigene vegane Abteilung besitzen.
Dennoch ranken sich viele Mythen und hartnäckige Vorwürfe rund um das Thema vegane Ernährung. Wie ihr hier sehen konntet, sind die meisten von ihnen jedoch schlicht weg nicht wahr und unterliegen einem fest verankertem Glaubens-muster (Stichwort 3 N’s – normal, natürlich, notwendig – siehe dazu Karnismus). Im Gegenteil zu vielen Annahmen haben es vegan lebende Menschen heutzutage, vor allem in den westlichen Kulturen, so einfach wie nie zuvor sich sowohl ausgewogen, als auch kostengünstig und vor allem gesund und lecker zu ernähren.
Jeder kleine Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung
Wer also bereit ist den – verhältnismäßig kleinen – Verzicht auf tierische Produkte in Kauf zu nehmen, kann sich guten Gewissens, gesund und ausgewogen rein pflanzlich ernähren. Ich persönlich lebe nun bereits seit über 5 Jahren vegan und meiner Gesundheit geht es so blendend wie nie zuvor. Man darf es kaum aussprechen, doch tatsächlich hat mich seit meiner Ernährungs- und Lebensumstellung kein einziger Virus ans Bett gefesselt – nicht einmal eine Erkältung hat mich eingeholt. Meine Kollegen wundern sich schon immer warum ich die einzige bin, die jedes Jahr aufs Neue keine Krankheitstage aufweist. Ich glaube ganz fest daran, dass meine damalige Umstellung einen erheblichen Beitrag dazu geleistet hat. Demnach gehe ich also stark davon aus, dass sich auch in Zukunft daran nichts ändern wird. 🙂
Eines der wichtigsten Dinge, die ich in den vergangenen Jahren gelernt habe ist, dass Veganismus (anders als z.B. der Begriff “pflanzen-basierte Ernährung”) so viel mehr als die reine Aufnahme von Nahrungsmitteln ist. Es ist für mich zu einer Lebenseinstellung geworden, mit der ich nicht nur gelernt habe achtsamer mit mir selbst sondern auch meinen Mitmenschen und -lebewesen umzugehen.
Ich persönlich überlasse natürlich jedem selbst die Entscheidung, wie er sich und somit auch zwangsläufig seinen Körper, seinen Geist sowie seine Umgebung (er)nährt. Meiner Meinung nach, sollte viel mehr Wert auf die persönlichen Umsetzungsmöglichkeiten sowie den individuellen Genuss und die Bekömmlichkeit gelegt werden. Jeder Mensch ist eben einzigartig und hat andere Vorlieben als sein Gegenüber. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich sehr, wenn ich den ein oder anderen mit diesem Beitrag ein wenig auf den “Geschmack” von pflanzlichen Lebensmitteln gebracht habe. Denke stets daran, dass auch du einen Unterschied machen kannst – und sei es nur ein kleiner Mahlzeitenaustausch hin und wieder. Schlussendlich ist jeder kleine Schritt einer der zählt!
Nun würde mich noch interessieren, ob euch solche Beiträge in Zukunft interessieren. Was wollt ihr noch gerne wissen? Lasst mich das gerne in den Kommentaren wissen 🙂
Alles Liebe,
eure Nila
PS: Noch viele weitere hilfreiche Informationen findest du sowohl unter meinen Buchempfehlungen, als auch meinen persönlichen Lieblings-Dokumentationen.
“Essen ist ein Bedürfnis. Genießen ist eine Kunst. “